Die Berufswahl war kein Zufall. Aaron Spandehra ist familiär bedingt im Transportgewerbe aufgewachsen. Durch die Erfahrung im Speditionsbereich kam die Idee. Mit der driveMybox Plattform möchte Spandehra den LKW Containertransport nachhaltig revolutionieren und vorantreiben.
Wie kam es dazu, den Containertransport verändern zu wollen?
Unsere Motivation ist begründet durch die immer wiederkehrenden Ineffizienzen im Tagesgeschäft, welche wir selbst erlebt haben. Der administrative Aufwand wuchs tagtäglich und in Zeiten von Fahrermangel und knappen Ressourcen im Tagesgeschäft war der Wunsch genau hier eine Lösung zu finden und den Hinterlandverkehr auf der Straße zu verändern. Insbesondere kleine Fuhrunternehmen und selbstfahrende Fahrer, welche wenig bis keine Digitalisierungsstrategie verfolgen, sind unsere heutige Basis im Transportgeschäft.
Zudem beruht generell die Digitalisierung von LKW-Containerverkehren heute hauptsächlich auf Insellösungen sowie zeitversetztem Informationsaustausch. Oftmals resultiert daraus ein hoher Effizienzverlust und kostspielige Aufwendungen für viele manuelle Tätigkeiten, die entweder vom Auftraggeber oder Dienstleister ausgeführt werden müssen. driveMybox setzt genau dort an, wo die Probleme und Herausforderungen im Containertransport sind.
Das Gründerteam der driveMybox Plattform bringt gezielt Expertise aus dem Containertransport mit. Von Beginn an war es das Ziel eine auf den Container maßgeschneiderte Problemlösung zu schaffen, um zukünftig Ressourcen so effizient und optimiert wie möglich einzusetzen.
Was konnte driveMybox bislang schon erreichen?
Zum einen sprechen wir nicht nur einen bestimmten Beteiligten der Supplychain an sondern setzen auf ein breites Kundenspektrum aus Verladern, Reedereien, Spediteuren und Transportdienstleistern. Durch intelligente Vernetzung, ein smartes Produkt und ein praxisorientiertes Produkt schaffen wir vertrauen und erreichen somit tagtäglich Akzeptanz.
Zum anderen freut es uns zu sehen, dass auch unsere Plattform auf der Fahrerseite außerordentlich gut angenommen wird und nahezu selbsterklärend ist. Da ich selbst die Fahrer-App von der Idee bis zum Marktstart mit konzipiert und im Livebetrieb als Fahrer auf Herz und Nieren getestet habe, berücksichtigen wir heute die Anforderungen der Fahrer und setzen auf klare Prozesse und Transparenz.
Ein weiterer Aspekt von Beginn an war es zusätzliche Kapazitäten im Markt zu schaffen und Containertrucking wieder attraktiv zu machen, ohne sich verpflichten zu müssen. Wir begleiten beispielsweise Fahrer, welche den Weg in die Selbständigkeit gehen möchten und vermitteln hierbei ebenfalls das benötigte Equipment. Dadurch konnten wir in bestimmten Regionen neue Unternehmer aktivieren, welche heute tagtäglich auf den Straßen für uns unterwegs sind und die Vorzüge unserer Plattform schätzen.
Woher kommt Ihre Expertise in dem Bereich?
Das Gründerteam um die Plattform driveMybox greift auf eine langjährige Erfahrung in der Branche zurück. Mit diversen Digitalisierungsprojekten in der Logistik und dem Verständnis für Transportprozesse war die Basis des Teams gefunden. Ich als einer der Gründer bin zudem familiär bedingt im Transportgewerbe aufgewachsen. Da lag es nahe auch in diesem Bereich meine berufliche Laufbahn einzuschlagen. Nach einer regulären Ausbildung im Speditionsbereich stieg ich in den Vertrieb von Hinterland Kapazitäten für einen Intermodalanbieter im kombinierten Verkehr ein. Parallel absolvierte ich berufsbegleitend ein Masterstudium im Bereich Sales Management, wo die Digitalisierung ein wesentlicher Baustein war.
Welche Veränderungen sind jetzt nach der Pandemie für Sie erkennbar im Logistik-Bereich?
Durch die Pandemie hat sich die Nachfrage für digitale Lösungen in der Logistik weiter verstärkt, sodass auch die Akzeptanz für unsere Plattform stetig wächst. Heute arbeiten wir zu 100% papierlos und bekommen analog zur KEP Branche unsere Unterschrift an der Rampe digital. Dies war vor der Pandemie nicht verbreitet. Zudem konnten wir Nachfrageschwankungen und Kapazitätsengpässe für unsere Kunden weites gehend ausgleichen bzw. eliminieren und somit schnell zusätzliche Kapazitäten bereitstellen. Das Geschäftsmodell hat sich in dieser Zeit auch für unsere Dienstleister ausgezahlt, da wir unter anderem durch schnelle Zahlungen die Liquidität der Dienstleister erhöhen und den Aufwand im Tagesgeschäft auf ein Minimum reduzieren.
Welche Zukunft und Trends sehen Sie für den Containertransport?
Durch die zunehmende Digitalisierung wird sich der Containertransport verändern. Unternehmen müssen sich jetzt schon den Herausforderungen stellen, um am Markt agil und wettbewerbsfähig zu sein. Der Lockdown in der Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig eine ortsunabhängige Zusammenarbeit und zentrale Lösung über Plattformen ist.
Ein weiterer Trend ist langfristig das autonome Fahren. Insbesondere im Güterverkehr bedarf es hier einer Steuerungsbasis der Fahrzeuge. Hier liegt der connect zu optimierten Plattformen nahe.
Weiterhin steht die Vernetzung und Integration an der Transportkette beteiligter Akteure klar im Fokus. Hier bieten wir bereits heute eine digitale Schnittstelle, um uns in Fremdsysteme einbinden zu können.
Wie kann Logistik und Transport attraktiver werden für Arbeitnehmer? Bzw. was müssen Arbeitgeber tun?
Durchaus kann die Attraktivität im Transportgewerbe geschaffen werden. Durch eine transparente und effiziente Kommunikation, faire Bezahlung und eine flexible Nutzung ohne Verpflichtungen ist der Grundstein gelegt.
Aus Kundensicht haben die Nutzer unserer Plattform 24/7 ohne große Aufwendungen Zugang zu Truckkapazitäten in der benötigten Region und bekomme faire und nachhaltige Transportkonditionen angeboten. Mit der weiterführenden Transparenz wie z.B. Live Informationen im Tagesgeschäft hebeln wir viele stupide Tätigkeiten aus und der Kunde kann sich somit auf die wesentliche Dinge fokussieren.
Mit unserem Dashboard bieten wir eine zentrale Übersicht der geplanten Aufträge und Insights. Automatische Benachrichtigungen halten den Kunden up-to-date. Die Registrierung und Nutzung der Plattform ist absolut kostenfrei. Es sind keine großen Anschaffungen und Investitionen im Voraus notwendig. Egal von wann und wo bekommt der Nutzer*innen Zugriff auf die Plattform, auch aus dem Homeoffice.
Der gesamte Transportprozess wird digitalisiert: Von der Preisanfrage über Disposition bis hin zur Abrechnung. Online-Buchung, Live-Tracking, automatische Zahlungsabwicklung, direkte Kommunikation und digitale Dokumente sollen den Nutzer*innen neue Möglichkeiten und einen hohen Grad an Flexibilität und Transparenz geboten werden.
Der Arbeitnehmer, für uns der Fahrer, wiederum kommt schnell an benötigte Informationen und kann somit seine Lenkzeit effizient nutzen. Das Handling unserer App ist simpel und ein aufbauender Prozess. Neben der Auftragsabwicklung kann sich der Fahrer LKW basierend navigieren lassen, zusätzliche Informationen zum Transportverlauf einholen oder mit uns Kontakt über den integrierten Chat aufnehmen. Die App ist bereits in 12 Sprachen verfügbar, um den Fahrer einen sicheren Umgang in seiner Landessprache zu ermöglichen.
Haben wir in der Logistik ein Fachkräftemangel?
In der Logistik besteht aktuell ein hoher Bedarf im Bereich des Fahrernachwuchses, um mittel- bis langfristig den Kapazitätsanforderungen insbesondere im Containerverkehr gerecht zu werden. Heute liegt der Altersdurchschnitt eines Fahrers bei 55 Jahren. Zudem haben viele Jungunternehmer bzw. angehende selbstständige Fahrer entsprechende Eintrittsbarrieren, was als großes Hemmnis wahrgenommen wird. Hier kommen wir zunehmend ins Spiel und bieten Truckern zum einen eine Möglichkeit einfach und simpel an Aufträge zu gelangen und zum anderen die Möglichkeit direkt über unsere Anwendung das passende Equipment zu bekommen.
Was fasziniert Sie persönlich am Standort Hamburg und was sind Ihre Lieblingsorte in Hamburg?
Ich lebe bereits seit über 14 Jahren in Hamburg und habe die Stadt lieben gelernt. Nahezu jeden Tag fahre ich durch den Hafen und bin immer wieder fasziniert von den Unmengen an Containern und großen Schiffen. Dies inspiriert mich immer wieder Dinge neu zu durchdenken, um weitere Lösungen zu entwickeln.
Ein Lieblingsort neben dem Elbstrand wo man laue Sommerabende gut ausklingen lassen kann, ist das Maritime Museum in der Speicherstadt, da hier in der Simulation selbst ein Containerschiff gesteuert werden kann. Hamburg ist nicht nur die Schifffahrtstadt sondern auch eine Musicalstadt. Mit dem Schiff von den Landungsbrücken gelangt man direkt zum Musicalgebäude und kann von dort auch den Containerterminal beobachten.